Irischer Wolfshund

„IrischerDer Irische Wolfshund ist die größte Hunderasse der Welt. Gut sozialisiert strahlt er so eine Ruhe und Freundlichkeit aus, dass niemand seine blutrünstige Vergangenheit als lebende Kriegswaffe im mittelalterlichen Irland vermutet. Diese Rasse ist etwas für erfahrene Hundehalter, die dem beeindruckend kräftigen Hund eine konstruktive Erziehung zukommen lassen und ihm auch den nötigen Platz bieten können.

Die Herkunft des Irish wolfhound

Der Name Irischer Wolfshund ist hinsichtlich historischer Aufzeichnungen weit jüngeren Datums als die Hunderasse selbst. Bereits zur Zeit, als die Römer in Britannien waren, schrieb der Konsul Aurelius 391 n. Chr. seinem Bruder Flavius, dass die sieben Irischen Wolfshunde, die er als Geschenk erhielt, in ganz Rom wie ein Wunder bestaunt wurden. In der frühen irischen Gesetzschreibung wird der Cú (die gälische Bezeichnung) ebenso wie in der nationalen Literatur des 5. Jahrhunderts und in altirischen Sagas 6. – 9. Jahrhunderts vielfach erwähnt.
Als Hofhunde bewachten das Eigentum und die Viehherden, als Jagdhunde stellten sie Hirsche, Wildschweine und Wölfe – daher stammt der Name Wolfshund. Der für seine Wildheit und Tapferkeit im Kampf geschätzte Irische Wolfshund wurde ebenso als Kriegshund eingesetzt. Seine eine Aufgabe war es, die Gegner von den Pferden und Wagen zu ziehen. Der hohen Wertschätzung wegen erlaubte das irische Recht nur Königen und Edelleuten, diese Rasse zu besitzen. Die Anzahl der Tiere richtete sich nach der gesellschaftlichen Position, sodass Adelige niederen Ranges zwei Hunde halten durften, im Gegensatz zum Volkshelden Finn MacCumhaill, der 500 Stück sein Eigen nannte.


Der tierische Held vieler Volkssagen

Der Irische Wolfshund war ein beliebtes Geschenk zwischen Herrschern und anderen wichtigen Personen. Oft schmückte man sie mit wertvollen Halsbändern aus Edelmetall und führte blutige Schlachten um den Besitz so eines Tieres. Eine Anekdote rankt sich um einen Irischen Wolfshund, den Englands König John im Jahre 1210 dem Prinzen von Wales, Llewellyn übersandte. Der Hund hieß Gelert und Llewellyn liebte ihn über alles. Eines Tages ging Llewellyn zur Jagd und vertraute Gelert die Bewachung seines kleinen Sohns an, während er weg war. Als er zurückkam, fand er die Babykrippe umgestürzt und Gelert mit Blut bedeckt. Verrückt vor Trauer schlug er auf Gelert ein, doch als der treue Hund im Sterben lag, hörte Llewellyn den Schrei seines Sohnes. Er suchte weiter und fand das Kind am Leben, neben dem Körper eines Wolfes, den Gelert getötet hatte. Llewellyn trauert seinem Hund für immer nach und errichteten ein Grabmal zu Ehren Gelerts, das noch heute in Caernarvon, Wales, besichtigt werden kann.

Fast wäre die Rasse ausgestorben

Trotz seines Ruhms ging im Laufe der Jahre die Anzahl der Irischen Wolfhund stetig zurück. Grund dafür war die Erfindung der Feuerwaffen, mit denen der Elch, der Bär und der Wolf in Irland bis zur Ausrottung gejagt wurden. Irish Wolfhounds wurden nur von wenigen Familien als Zierhunde gehalten und nur noch selten sah man sie im Arbeitseinsatz. Die Rasse wäre heute wahrscheinlich verschwunden, wenn sich Major HD Richardson nicht für sie eingesetzt hätte. In der Mitte des 18. Jahrhunderts vertritt Richardson in seinem Buch die These, dass der irische Wolfshund und der Highland Deerhound die gleiche Rasse wären. Von 1842 – 1873 widmet er sich der Zucht des Irish Wolfhounds, wobei sich das Zuchtprogramm auf den großen und wuchtig gebauten Glengarry Deerhound stützt. Ein weiterer Verfechter der Rasse war der Schotte Captain Graham, der Glengarry Deerhounds, Barsoi und einen tibetischen Mastiff verwendet, um die Irish Wolfhound Zucht neu zu beleben. Er verwendete auch Irish Wolfhounds, die mit Doggen gekreuzt wurden, darunter eine Harlekin-Dogge. Graham gründete den ersten Irish Wolfhound Club 1885 und es vergingen 40 Jahre, bis Englands Kennel Club die Rasse 1925 anerkennt. Der erste registrierte Irish Wolfhound im American Kennel Club war Ailbe im Jahre 1897, die Gründung des Irish Wolfhound Club of America folgte im Jahr 1927. Heute rangiert der Irish Wolfhound an 77. Stelle unter den 155 anerkannten Rassen des AKC.


Körperbau und Haarkleid

Der Irish Wolfhound trägt seinen nicht zu lang und nicht zu breit proportionierten Kopf und seinen kräftigen Hals meist hoch aufgerichtet. Seine relativ kleinen Rosenohren ähneln in der Trageweise einer verwandten Rasse, dem Greyhound. Dunkle Augen schauen freundlich, fast schelmisch unter den buschigen Brauen. Der lange, spitz zulaufende Fang umschließt idealerweise ein Scherengebiss, ein Zangengebiss ist ebenfalls erlaubt. Der langgestreckte, kräftige Körperbau weist einen breiten, tiefen Brustkorb, einen gut aufgezogenen Bauch und leicht gewölbte Lenden auf. Die lange, gut behaarte Rute trägt der Irische Wolfshund leicht gebogen. Seine gut bemuskelten Beine münden in runden Pfoten mit gekrümmten und sehr starken Krallen. Das Haarkleid ist am ganzen Körper hart und drahtig, unter dem Kiefer wird es zu einem Bart. Erlaubte Farben sind Grau, Rot, Schwarz, gestromt, Rehbraun und Reinweiß, daneben sind alle anderen Nuancen des Deerhounds ebenso standardgerecht. Die Mindestanforderungen zur Zucht zugelassener Rüden betragen 79 cm Schulterhöhe bei 54,5 Kilo und bei Hündinnen 71 cm Schulterhöhe bei 40,5 kg. Wölfi aus Unna, Deutschlands größter Irischer Wolfshund, ist 1,14 cm hoch und hat eine Gesamtlänge von der Nase bis zur Schwanzspitze von 2,20 m.

Wesen und Charakter des Irischen Wolfhunds

Intelligent und sanft, hat der Irische Wolfshund einen starken Wunsch nach menschlicher Gesellschaft. Mit seiner Familie geht er ruhig und würdevoll um, auch Fremden gegenüber ist er ausgesprochen freundlich. Da er ziemlich feinfühlig ist, fruchtet ein Erziehungsprinzip der positiven Verstärkung mit viel Lob und Leckerlis am besten. Harte Worte, körperliche Bestrafung oder stupide Dressurversuche hingegen rufen Unwillen hervor und auch bei fehlender Konsequenz wird es später schwierig, einen unerzogenen Hund seiner Statur zu bändigen. Da der Irische Wolfshund bei gelungener Sozialisierung sehr gutmütig ist, kommt trotz großer Aufmerksamkeit für seine Umgebung ein Job als Wachhund weniger in Frage. Falls sich allerdings wirklich eine Person mit schlechten Absichten nähert, schreckt der Irish Wolfhound den Eindringling schon mit seiner enormen Größe und einen kurzen Spurt in dessen Richtung ab. Anders herum sollten zukünftige Wolfshundehalter die Transportfrage gut überlegen. In einen Kleinwagen passt der Hund nicht hinein und auch die Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln (auch wenn es zum Tierarzt geht) wird wohl kaum akzeptiert. Für die Wohnungshaltung ist die Rasse eher ungeeignet und auch die reine Außenhaltung tut ihr nicht gut. Ideal ist ein Haus mit großem, hundegerechtem Garten, wo er seinem Tatendrang folgen und kratertiefe Löcher buddeln darf. Auch häufige Ausflüge ins Gelände, wo er nach Herzenslust rennen kann oder Hunderennen (Coursing) im Verein kommen seiner Windhundnatur sehr entgegen. Mit anderen Haustieren wird der Irish Wolfshound am besten schon im Welpenalter vergesellschaftet, sodass sein Jagdtrieb in die gewünschten Bahnen gelenkt wird.

Die Gesundheit

Die Gesundheit des Irischen Wolfshunds ist nicht so robust, wie man es bei seinem imposanten Aussehen vermuten mag. Da die Rasse so ruhig und gelassen ist, erkennen Halter manchmal erst spät, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Entscheidend wirkt sich die Ernährung in den ersten beiden Lebensjahren aus. Hochwertiges Futter für Riesenrassen ist die beste Vorsorge für gesundes, moderates Wachstum. Ansonsten werden Fehlentwicklungen des Skeletts in der Wachstumsphase (Osteochondrose), Knochenkrebs und Gelenkbeschwerden deutlich begünstigt. Um unnötige und falsche Belastung zu vermeiden, ist der Kauf von Futternäpfen in einer höhenverstellbarer Halterung empfehlenswert. Nach der Mahlzeit sollte dem Hund eine Ruhepause gegönnt werden, denn wie jede große Rasse mit tiefer Brust neigt der Irische Wolfshund zur Magendrehung, ein Zustand, der ohne schnellstmögliche Not-Op zum Tode führt. Zwar ist der Irische Wolfshund groß wie ein Pony, jedoch dürfen Kleinkinder nicht auf ihm reiten.

Den Irischen Wolfshund beschäftigen

Wegen seiner enormen Größe braucht der Irische Wolfshund viel Bewegung und er muss richtig ausgelastet werden. Diese Rasse hat einen ausgeprägten Jagdtrieb. Daher sollte der Hund schon ab früh mit der Grundausbildung begonnen werden, um ihn in jeder Situation kontrollieren zu können. Gerade der Rückruf ist dabei sehr wichtig. Der Irische Wolfshund braucht viel Auslauf und liebt es zu rennen und zu laufen. Am Besten eignen sich dafür tägliche, lange Spaziergänge. Auch laufintensive Beschäftigungen wie Ballspiele, Apportieren, Toben mit anderen Hunden oder die Begleitung beim Joggen sind ideal. Trotz der Freude am Laufen muss man bei dieser Rasse auf Grund der Größe und des Gewichts besonders stark auf die Schonung der Gelenke achten, damit der Hund lange gesund bleibt. Für die oben genannten Auslastungsaktivitäten eignen sich daher große Rasenflächen oder weiche Untergründe besonders gut, wie z.B. Wiesen, Parks oder Feldwege.

Der Irische Wolfshund ist ein unheimlich schöner Hund mit einer langen Geschichte. Wenn man ihm den nötigen Platz und die Bewegung bieten kann, hat man in ihm einen treuen Begleiter.

 

Der Irische Wolfshund im Überblick
    • Herkunft: Irland
    • Alternative Namen: Irish Wolfhound
    • FCI Standard Nr. 160, Gruppe 10, Sektion 2: Rauhaarige Windhunde
    • Größe: die größte Rasse der Welt
    • Widerristhöhe: Rüde 79 – 86 cm, Hündin ab 71 cm
    • Gewicht: Rüde ab 54,5 kg, Hündin ab 40,5 kg
    • Haarkleid: längeres Rauhaar
    • Fellfarbe: schwarz, weiß, grau, gestromt, rehbraun oder jede andere Farbe des Deerhounds
    • Augen: dunkelbraun
    • Ohren: kleine Rosenohren
    • Körperbau: langer Rücken, muskulös, elegantes Gesamtbild
    • Einsatz: Jagdhund, Begleithund
    • Charakter: sanft, gutmütig, Jagdtrieb kommt im Freien durch
    • Gesundheitsrisiken: Magendrehung, Knochenkrebs, Osteochondrose
    • Lebenserwartung: 5 – 10 Jahre

 

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