Sommer – Auto – Hitze – Hund

Sommer Hitze Auto HundDiese vier Schlagworte sorgen in jedem Jahr auf´s Neue für Schlagzeilen. Viele Hundebesitzer wissen zwar um den qualvollen Hitzetod im Auto eingesperrter Hunde, doch wie rapide schnell das geht, wird oft unterschätzt. Wie schnell steigt die Temperatur im Auto an? Was kann man als Passant tun, wenn man einen Hund in Gefahr entdeckt?

Hunde schwitzen kaum

Menschen verdunsten durch Schwitzen Körperflüssigkeit über die Haut und sorgen so für großflächige Kühlung. Hunde hingegen besitzen lediglich an den Fußballen und am Nasenspiegel wenige Schweißdrüsen. Die Temperaturregelung läuft hauptsächlich über Hecheln ab, doch in einem Auto mit geschlossenen Scheiben kann der Hund seine Körpertemperatur nicht mehr absenken. Besonders gefährdet sind Hunde, die in kleinen Transportboxen sitzen, wobei sich Tiere mit dunklem Fell noch schneller erwärmen als helle Artgenossen.
Auch der geöffnete Fensterspalt oder die angehobene Heckklappe ermöglicht keinesfalls die lebenswichtige Luftzirkulation im Wageninnern. Und woran viele Autofahrer nicht denken, der PKW auf dem schattigen Parkplatz verwandelt sich nach gewisser Zeit in einen Backofen, da die Sonne wandert. Viele Hitzeopfer, auch die noch lebend befreiten, erleiden Herzschäden, Kreislaufzusammenbrüche und irreparable Organschäden, die zum Tode führen. Anzeichen, dass es dem Hund sehr schlecht geht, sind flache, schnelle Atmung, Abgeschlagenheit, glasige Augen und die Zunge hat sich dunkel verfärbt.


Wie können Passanten helfen?

Hört man lang anhaltendes Bellen aus immer der gleichen Richtung oder sieht man zufällig einen eingesperrten Hund im Auto, kann man bei relativ lebhaften Tieren auf einem Parkplatz am Einkaufszentrum den Eigentümer des Autos ausrufen lassen. Ist der Besitzer nicht aufzufinden, sollte sofort die Polizei unter der Notrufnummer 112 verständigt werden: Die Beamten sind verpflichtet, das Tier zu befreien. Muss schnell gehandelt werden, können auch Tierfreunde selbst eine Autoscheibe einschlagen, wobei allerdings eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung riskiert wird. Der betreffende Tierhalter hingegen geht bis auf weiteres straffrei aus. Es bleibt abzuwarten, wann die Gesetzgebung Tiere nicht mehr als Gegenstand oder Ware, sondern als Lebewesen einstuft.


Erste Hilfe leisten

Als Erstversorgung braucht der geschwächte Hund Trinkwasser, aber keinesfalls eiskaltes. Niemals darf man bewusstlosen Hunden Wasser einflößen, da diese in ihrem Zustand nicht schlucken können und am Wasser ersticken. Danach muss die Körpertemperatur langsam gesenkt werden.

Checkliste: Das können Sie tun!

1. Versuchen Sie den Fahrer des Fahrzeuges auszumachen. (In Einkaufszentren kann man den Besitzer ausrufen lassen)

2. Ist der Besitzer nicht aufzufinden, rufen Sie die Polizei unter der Notrufnummer 112.

3. Schätzen Sie die Lage ein: Können Sie auf die Beamten warten oder ist sofortige Hilfe erforderlich? Wenn Letzteres zutrifft, können auch Sie die Scheibe einschlagen, damit riskieren Sie allerdings eine Anzeige wegen Sachbeschädigung.

4. Leisten Sie die Erstversorgung: Ist der Hund bewusstlos? Wenn ja, flößen Sie ihm KEIN Wasser ein, daran könnte das Tier ersticken. Geschwächte Hunde nehmen ihr Wasser gern, es darf nur nicht zu kalt sein!

5. Kühlen Sie nach und nach die Körpertemperatur runter. Sie beginnen mit den Gliedmaßen und im Nacken und arbeiten sich langsam über den gesamten Hundekörper vor.

6. In jedem Fall muss das Tier zum Tierarzt gebracht werden!

Auch hier sollte das Wasser handwarm bis kühl sein. Man beginnt Gliedmaßen und Nacken zu kühlen, erst dann darf der Körper mit nassen Tüchern bedeckt werden. Falls vorhanden, Eisbeutel oder in Stoff eingeschlagene Kühlakkus auf Kopf und Nacken legen, sodass direkter Hautkontakt vermieden wird. Vielleicht kann man auch einen Anlieger bitten, einen Gartenschlauch anzuschließen, um den Hund abzukühlen. Das befreite Tier muss auf dem schnellsten Wege zum Tierarzt gebracht werden und die Fahrt zum Veterinär ist auch dann notwendig, wenn sich der Hund scheinbar erholt hat.

So macht man es besser

Bei routinemäßigen Erledigungen wie einkaufen gehen oder der Besuch im Fitness-Studio gewöhnt sich der Hund durchaus daran, für begrenzte Zeit allein zu Hause zu bleiben. Fährt das Tier mit, kann beispielsweise eine zweite Person mitkommen, die währenddessen mit dem Vierbeiner in der Nähe etwas spazieren geht oder draußen im Schatten wartet. Je nach Größe des Hundes verdunsten durch das permanente Hecheln in einer Stunde bis zu einem Liter Flüssigkeit. Trinkwasser sollte man daher immer dabei haben und auch oft anbieten. Sehr nützlich sind Plastikflaschen mit integrierter Trinkschale oder Faltnäpfe aus Silikon. Beides ist in Heimtiermärkten in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich.

Einige Fakten

Die normale Körpertemperatur von Hunden im Ruhezustand steigt von 38 °C – 39 °C bei Belastung, Aufregung oder warmem Wetter auf über 41 °C an. Hunde können zur Abkühlung nur Hecheln und damit Außentemperaturen bis zu 28 Grad Celsius ausgleichen. Ist es wärmer, legen sie sich platt auf die Bodenfliesen oder buddeln im Garten ein Loch, um sich auf den kalt-feuchten Untergrund abzukühlen. Ein kleiner Hunde-Swimmingpool im Garten ist für die warme Jahreszeit besonders für Rassen mit dickem, langhaarigem Fell erfrischend. Ansonsten versuchen Hunde durch Ablecken ihres Fells, Verdunstungskälte zu erzeugen. Als Folge übermäßiger Hitze versucht der Körper, durch erhöhte Blutzufuhr in die Haut und die Beine, Kühlung zu erzeugen. Das fehlende Blut versetzt dabei die lebenswichtigen inneren Organe in einen Schockzustand, der einen Kreislaufkollaps mit Bewusstlosigkeit auslösen kann. Absolute Lebensgefahr besteht ab 43° C Körpertemperatur – die Eiweiße im Körper gerinnen und der Hund wird sozusagen bei lebendigem Leibe gekocht.

Die nachfolgende Hitzetabelle veranschaulicht, nach wie viel Zeit welche Temperatur erreicht wird: Orange bedeutet bereits Lebensgefahr!

Hitzetabelle

 

Bild: © Depositphotos.com / rades